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Persönlichkeitstest: Myers Briggs vs. Big Five 

Stand: 27.01.2021 | Lesezeit: 15 Minuten | Autor/-in: Sophie Grober |

„Wer sind Sie und was können Sie?“ Mit solchen oder ähnlichen Fragen ist jeder schon einmal in seinem Leben konfrontiert worden. Und die Antwort darauf fällt oftmals schwer. Persönlichkeitstests und typologische Charakterisierungen sollen dabei helfen, die eigene Persönlichkeit besser zu verstehen sowie die individuellen Neigungen, Kompetenzen und Potenziale zu ermitteln. Die Ergebnisse eines Persönlichkeitstestes können sehr hilfreich dabei sein, das eigene Leben umzustrukturieren und zu optimieren. Dabei werden die typologischen Testverfahren nicht nur zum Zweck der persönlichen Selbstfindung und Selbststärkung angeboten, sondern finden unter anderem auch im Personalwesen und in Beratungsstellen von sozialen Dienstleistern Anwendung. Doch welche Persönlichkeitstests sind vertrauenswürdig und zuverlässig?

Hier möchten wir Ihnen die zwei bekanntesten Persönlichkeitstests vorstellen, die weltweite Anerkennung genießen: Den Myers-Briggs-Typenindikator und das Fünf-Faktoren-Modell.

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Was sind Persönlichkeitstests?

Persönlichkeitstests sind psychologische Testverfahren, mit denen die individuellen Persönlichkeitseigenschaften erfasst und beurteilt werden. Es finden sich eine Vielzahl von Persönlichkeitstests – wissenschaftlich anerkannte, die auf psychologischen Theorien zur Persönlichkeitsentwicklung basieren und laienhafte, die keine wissenschaftliche Grundlage haben. Seriöse Persönlichkeitstests kommen überall dort zum Einsatz, wo die Beurteilung von Persönlichkeitsmerkmalen für ein Untersuchungsziel oder für eine diagnostische Entscheidung einbezogen werden sollen. Die Einsatzgebiete von Persönlichkeitstests erstrecken sich von der Klinischen Psychologie, zur Erfassung von Persönlichkeitsstörungen, über therapeutische Anwendungen bis hin zum Einsatz in Unternehmen und Großunternehmen. Hier werden Persönlichkeitstests für die Personalselektion und Personalentwicklung eingesetzt. Mithilfe der psychologischen Testverfahren kann beispielsweise die Eignung von Bewerbern abgeschätzt werden.

 

Professionelle Persönlichkeitstests erkennen

Wenn Sie einen Persönlichkeitstest anwenden oder durchführen möchten, sollten Sie sich nicht auf einen Schnelltest aus einer Zeitschrift verlassen. Nur ein professioneller Persönlichkeitstest, der auf wissenschaftlich anerkannten Methoden basiert, kann Ihnen hilfreiche Informationen über die eigene Persönlichkeit oder über die Persönlichkeit eines Probanden liefern. Doch woran lässt sich ein seriöser Test erkennen? Im Internet und auch auf dem Buchmarkt ist das Angebot an Ratgebern und Untersuchungen zur Persönlichkeitsentwicklung reichhaltig. Wie lässt sich aus dieser Fülle ein geeigneter Persönlichkeitstest herausfiltern? Bevor Sie sich auf einen bestimmten Test einlassen, ist es immer ratsam, dass Sie sich im Vorhinein über den wissenschaftlichen Ursprung, das Testverfahren und gegebenenfalls auch über die Testleiter erkundigen. Diese Informationen finden Sie entweder in einem Testhandbuch – in diesem finden Sie in der Regel auch Angaben zur Auswertung, Interpretation und Zielsetzung des Persönlichkeitstests – oder Sie informieren sich bei dem jeweiligen Anbieter über die Hintergründe und Intentionen des Tests. Vage Aussagen wirken natürlich nicht so vertrauenserweckend, als wenn Ihnen ausführliche Informationen über die Theorie und das Verfahren des Testes gegeben werden können. Wenn sich ein Persönlichkeitstest praktisch bewährt hat, dann liegen über diesen auch mehrere wissenschaftliche Untersuchungen vor, die Sie bei Ihrer Recherche berücksichtigen sollten.

 

Arten von Persönlichkeitstest

Persönlichkeitstests lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: psychometrische und projektive Tests. Diese Hauptgruppen basieren auf unterschiedlichen psychologischen Theorien, die praktisch in verschiedenen Testverfahren und unterschiedlich spezifiziert Anwendung finden.

Rahmenbedingungen für einen seriösen Persönlichkeitstest

Psychometrische Tests

Psychometrische Tests lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: Befähigungs-/Eignungstests und Persönlichkeitstests. Durch einen Fragebogen, eine Reihe von Aufgaben oder praktischen Arbeiten werden individuelle Persönlichkeitseigenschaften eines Probanden ermittelt und anschließend mit durchschnittlichen Normwerten verglichen. Die Auswertung der Testergebnisse soll dabei helfen, die Persönlichkeit, das Wissen sowie die Befähigung und Erfahrung einer Person zu beurteilen.

Projektive Tests

Projektive Tests werden für die Erfassung von Verhaltensweisen und innerpsychischen Prozessen angewendet. Diese Tests basieren in der Regel auf psychodynamischen Theorien, die davon ausgehen, dass der Proband während der Durchführung des Tests wichtige Persönlichkeitsmerkmale offenbart oder projiziert. Projektive Tests lassen sich in zwei Verfahren unterteilen.
Einerseits kann dem Probanden vorgefertigtes Reizmaterial zur persönlichen Deutung vorgelegt werden. Diese Deutung wird dann wissenschaftlich ausgewertet, sodass Schlussfolgerungen auf die Persönlichkeit, interpsychische Konflikte und Beziehungsstrukturen gezogen werden können. Ein bekanntes Beispiel für dieses Testverfahren ist der Rohrschachtest. Andererseits kann der Versuchsperson die Aufgabe erteilt werden, selbst etwas anzufertigen. Das Endprodukt wird dann vom Testleiter oder zusammen mit dem Probanden gedeutet und ausgewertet. In beiden Verfahrensweisen wird der zu untersuchenden Person ein vieldeutiges Ausgangsmaterial zur Verfügung gestellt. Je nachdem, wie die Reaktionen auf die gestellte Aufgabe ausfallen, sollen Rückschlüsse auf die individuellen Persönlichkeitseigenschaften der Versuchsperson möglich sein. Projektive Tests lassen sich den Methoden der indirekten Befragung zuordnen und werden oftmals auch zur Motivforschung eingesetzt. Projektive Tests sind keine Tests im engeren Sinne. Sie lassen sich mit den Testgütekriterien kaum erfassen, da sie im Widerspruch zu den klassischen Testtheorien stehen, die sich auf Wahrscheinlichkeitswerte stützen. Das Testverfahren eines projektiven Persönlichkeitstests ähnelt eher einer Deutungshilfe des menschlichen Individualverhaltens.

 

Persönlichkeitstests bei der Personalbeschaffung und Berufsfindung

Für Erfolg im Job sind zwei Faktoren ausschlaggebend: Fachwissen und Persönlichkeit. Heutzutage zählt das Durchführen von Einstellungstests zu den wesentlichen Bestandteilen innerhalb des Bewerbungsverfahrens. Für diesen Zweck werden psychometrische Persönlichkeitstests verwendet. Im Verlauf dieser Tests werden die Bewerber dahingehend geprüft, ob sie für die ausgeschriebene Stelle geschaffen sind und sie den Jobansprüchen gerecht werden. Die Persönlichkeitsdiagnostik hilft den Einstellern dabei, die charakterlichen Eigenschaften der Kandidaten zu erfassen und ein Urteil über die Eignung einer Person zu fällen. Natürlich liefern diese Tests keine hundertprozentige Genauigkeit, allerdings bieten sie eine optimale Orientierungshilfe, um Bewerber zu systematisieren und das Bewerbungsinterview zu strukturieren.

Anwendung von Persönlichkeitstests

Das Mitteldeutsche Institut bietet den Teilnehmern im Vorfeld ebenfalls die Möglichkeit, über einen Leistungs- und Motivationstest, die persönlichen Neigungen und Stärken zu ermitteln. Dies kann ihnen dabei helfen, einen passenden Karriereweg zu finden, der ihnen einen erfolgreichen Start und Neustart im Arbeitsleben ermöglicht. 

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Myers-Briggs-Typenindikator

Der Myers-Briggs Typenindikator (oder kurz MBTI) ist eines der weltweit bekanntesten und am häufigsten verwendeten Werkzeuge, die zur Ermittlung des Persönlichkeitstyps und der Persönlichkeitsentwicklung herangezogen werden. Es handelt sich hierbei um ein psychometrisches Testverfahren, welches auf der Grundlage der psychologischen Typenlehre von Carl Gustav Jung basiert. Der Typenindikator wurde ungefähr 1962 von Katharine Briggs und ihrer Tochter Isabel Myers entwickelt, beides nicht-studierte Laienpsychologinnen. Dem ursprünglichen Modell wurde jedoch erst durch die Weiterentwicklung durch den US-amerikanischen Psychologen David West Keirsey zum Durchbruch verholfen. Mittlerweile ist das Modell in zahlreiche Variationen verfügbar und erfreut sich vor allem in Amerika großer Beliebtheit

Theoretische Grundlage des MBTI: Die psychologische Typenlehre von Carl Gustav Jung

Carl Gustav Jung, ein bekannter schweizer Psychiater des 20. Jahrhunderts, lieferte mit seiner „Psychologischen Typologie“ die Grundlage für den MBTI. Jung kategorisierte den Menschen in primäre Persönlichkeitstypen, die sich in ihrer Einstellung und ihrer psychologischen Funktion unterscheiden. Der schweizer Psychiater unterscheidet zwischen zwei grundlegenden Einstellungstypen: der Extraversion und der Introversion. Die Extraversion wendet sich dem Namen nach außen und die Introversion nach innen. Diese beiden Prozesse wechseln sich im normalen Seelenleben des Menschen ab, da sich die Aufmerksamkeit des Menschen sowohl auf seine äußere Umwelt als auch auf das eigene Ich richtet. Diesen beiden Einstellungstypen fügt Jung jeweils vier Funktionstypen hinzu. Je nachdem wie stark die Funktionstypen innerhalb eines Einstellungstyps ausgeprägt sind, können bestimmte Seelenverfassungen entstehen, die die Persönlichkeit eines Menschen kennzeichnen. Dieses Konzept ermöglicht eine individuelle Zusammensetzung von Denk- und Empfindungstypen sowie eine typologische Einordnung des Menschen in eine Grundfunktion des Lebens: Extrovertiertheit oder Introvertiertheit.

4 Funktionstypen nach Carl G. Jung

Myers und Briggs orientierten sich an den von Jung entwickelten Einstellungstypen, ergänzten diese jedoch um weitere Kategorien und Persönlichkeitseigenschaften.

Die 4 Kategorien des Myers-Briggs-Tests

Bei dem MBTI handelt es sich um einen psychometrischen Persönlichkeitstest, der in Form eines Fragebogens durchgeführt wird. Nachdem alle Fragen beantwortet wurden, ergibt sich am Ende eine vierstellige Buchstabenkombination. Diese Buchstaben setzen sich aus vier Kategorien mit jeweils polaren Persönlichkeitsmerkmalen zusammen:

4 Kategorien des Myers-Briggs-Typenindikators

  • Introversion (I = Introversion) vs. Extraversion (E = Extraversion)

In dieser Kategorie wird zwischen introvertiert – verschlossen, sensibel, einzelgängerisch – und extrovertiert – offen, kontaktfreudig, Teamplayer – unterschieden.

  • Intuition (N = Intuition) vs. Sensitivität (S = Sensing/ Sensoring)

Der intuitive Typ verlässt sich eher auf das eigene Bauchgefühl, auf Eingebungen und Instinkte, während der sensitive Typ detailorientiert ist und sich an realistischen Einschätzungen orientiert.

  • Fühlen (F = Feeling) vs. Denken (T = Thinking)

In dieser Kategorie wird ausgewertet, wie jemand Entscheidungen fällt. Der Fühlende entscheidet eher subjektiv und hinsichtlich der eigenen Ideale und Emotionen. Der Denker geht hier rationaler vor und trifft seine Entscheidungen mittels Logik.

  • Urteilen (J = Judging) vs. Wahrnehmen (P = Perceiving)

Diese Kategorie gibt Aufschlüsse darüber, wie gewissenhaft und strategisch Entscheidungen getroffen werden. Der urteilende Typ entscheidet schnell und entschlossen. Auch wenn ihm im Nachhinein weitere Informationen zukommen, bleibt sein Entschluss unbeirrbar bestehen. Der flexible Typ ist hier spontaner. Er ist auch bereit, eine beschlossene Entscheidung zu überdenken und aufgrund neuer Informationen anzupassen.

Testverfahren von Myers-Briggs

Alle Eigenschaften sind in jedem Menschen vorhanden, allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt. Mit der Durchführung des MBTI-Tests kann die individuelle Zusammensetzung der eigenen Persönlichkeit ermittelt werden. Das Testverfahren des Myers-Briggs-Persönlichkeitstests erfolgt in zwei Schritten.

Schritt 1: Es wird ein Fragebogen ausgefüllt. Je nach Anbieter werden die Fragen anhand einer Skala von „stimmt“ bis zu „stimmt nicht“ bzw. „ja“ und „nein“ beantwortet. Oder aber die Antworten werden durch eine Entweder-oder-Auswahl gefällt. Anschließend wird der Fragebogen online ausgewertet.

Schritt 2: Wenn Sie den Persönlichkeitstest aus eigenem Interesse online absolvieren, erhalten Sie am Ende der digitalen Testauswertung eine übersichtliche Beschreibung Ihres Charaktertyps. Wird der Test jedoch in einem professionelleren Rahmen und unter Betreuung eines Beraters abgehalten, besteht anschließend die Chance, das Diagnoseergebnis in einem persönlichen Gespräch zu hinterfragen.

Modifizierung des Myers-Briggs-Tests durch David West Keirsey

Ursprünglich war der Typenindikator von Myers und Briggs wenig anerkannt, da die waren. Obwohl sie sich an der Typologie von Carl Gustav Jung orientierten, basierte ihr Persönlichkeitstest vorwiegend auf Gefühlen und Gedanken. Diese sind jedoch schwer zu überprüfen, sodass der Myers-Briggs-Test oft der Kritik anfiel, spekulativ zu sein. Der amerikanische Psychologe David West Keirsey leistete einen bedeutenden Beitrag zur Weiterentwicklung und Optimierung des Myers-Briggs-Tests. Er führte die ursprünglichen kurzen und prägnanten Beschreibungen zu den 16 Persönlichkeitstypen detailliert aus. Seine Ergänzungen basierten auf fundierten Ergebnissen des beobachtbaren Verhaltens und trugen in ihrer Beweiskraft dazu bei, den MBTI wissenschaftlicher zu machen.

Modifizierung des Myer-Briggs-Tests

Keirsey entwickelte aus seinen Studien vier Basistemperamente, die jeweils eine bestimmte Lebenseinstellung bzw. Neigung zur Lebensführung vertraten. Dazu zählen die Rationalisten, die Idealisten, die Wächter und die Künstler. Da es von dem MBTI mittlerweile verschiedene Varianten gibt, haben sich für die Temperamente und Persönlichkeitstypen auch immer wieder neue Bezeichnungen gefunden. So wurden die Wächter beispielsweise auch Beschützer oder Wachen genannt und das Temperament der Idealisten wird unter anderem als das der Diplomaten bezeichnet. Doch auch wenn sich die Namen verändert haben mögen, die Persönlichkeitstypen, die sich aus den vier Kategorien des MBTI (I/E, N/S, F/T, J/P)  ergeben, sind geblieben und tragen auch die gleichen Charaktereigenschaften.

  • Rationalisten

Architekt (INTP): intelligent, wissensdurstig, analysierend, innovativ denkend

Denker (INTJ): strategisch, planend, selbstbewusst, klug, der natürliche Führer

Erfinder (ENTP): extravertiert, intuitiv, kreativ, begeisterungsfähig, erfinderisch

Lenker (ENTJ): eigenwillig, effizient, organisiert, wettbewerbsorientiert, Teamführer

  • Idealisten:

Heiler (INFP): hilfsbereit, charmant, freundlich, selbstlos

Berater (INFJ): ruhig, aber fokussiert, inspirierende Idealisten

Kämpfer (ENFP): intuitiv, gesellig, frohgestimmt, Freigeister

Lehrer (ENFJ): charismatisch, charmant, mitreißend, inspirierend, einnehmende Persönlichkeit

  • Wächter:

Treuhänder (ISTJ): praktisch veranlagt, fakten orientiert, verantwortungsvoll, zuverlässig

Konservator (ISFJ): hingebungsvoll, beschützend, herzlich, die Lieben verteidigend

Promoter (ESTJ): verwaltend, effizient, logisch, realistisch, klar

Verkäufer (ESFJ): hilfsbereit, fürsorglich, sozial, beliebt

  • Künstler:

Handwerker (ISTP): kühn, experimentierfreudig, praktisch und handwerklich veranlagt

Verfasser (ISFP): aufmerksam, warmherzig, sympathisch, flexibel, offen für Neues

Macher (ESTP): energiegeladen, scharfsinnig, abenteuerlustig, klug

Entertainer (ESFP): spontan, enthusiastisch, redselig, gesellig, vielseitig interessiert

Einsatzgebiete des Myers-Briggs-Modells

Obwohl der Typenindikator von Myers-Briggs zu den weltweit bekanntesten Persönlichkeitstests zählt, findet er in Deutschland weniger stark Anwendung als andere Persönlichkeitstests. Dies liegt zu einem großen Teil daran, dass der Test online nur selten in Deutsch erhältlich ist. Grund dafür ist, dass sich die Mehrzahl der Kategorien nicht ganz unproblematisch ins Deutsche übersetzen lassen. Das Wort sensing (oder teilweise auch sensoring) kann in Deutsch als „fühlen“, „wahrnehmen“ und „spüren“ übersetzt werden. Feeling lässt sich jedoch ebenfalls mit „fühlen“ übersetzen und perceiving kann auch „wahrnehmen“ bedeuten. Diese Begriffsähnlichkeiten können Verständnisschwierigkeiten verursachen, da sich für die einzelnen Kategorien nicht so einfach passende Synonyme in unserer Sprache finden lassen. Den MBTI gibt es jedoch in vielen Abwandlungen und Variationen, sodass auch einige Online-Anbieter einen kostenlosen Meyers-Briggs-Persönlichkeitstest auf Deutsch zur Verfügung stellen. Dieser kann ganz einfach in Eigenregie durchgeführt werden, um das Typische des eigenen Charakters zu erfahren. Auf diese Weise erhalten Sie eine ausführliche Selbstauskunft. Der Test findet jedoch auch in Unternehmen, bei der Eignungs- und Kompetenzprüfung, Anwendung. Die Durchführung des MBTI in amerikanischen Unternehmen liegt jedoch deutlich höher als die Anwendung in deutschen Unternehmen. In Amerika ist die Verwendung dieses Persönlichkeitstests generell sehr beliebt. Dort wird er auch oft in Schulen, im Rahmen der Berufsorientierung angeboten. Er wird sogar für die Partnerberatung eingesetzt.

Kritik am Myers-Briggs-Modell

Obwohl der MBTI durch die Modifizierung von David West Keirsey an wissenschaftlicher Anerkennung gewonnen hat, finden sich dennoch Gegner, die das Modell kritisieren. Im deutschsprachigen Raum wird vor allem die mangelnde Übersetzung der Begrifflichkeiten kritisiert. Selbst Befürworter des MBTI sehen hier eine Schwachstelle des Tests. Allerdings wird auch das Konzept des Modells selbst von den Kritikern angegriffen. Ihrer Meinung nach sei das Verfahren immer noch zu spekulativ und würde die Testgütekriterien nicht erfüllen.

Das Fünf-Faktoren-Modell bzw. das Big-Five-Modell

Das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (FFM), im englischen auch Big-Five bzw. Big-Modell genannt, zu den ältesten und populärsten Persönlichkeitstests weltweit. Es hat sich aus vielen unabhängigen Studien bis zu seiner heute bekannten Form und Methode entwickelt. Die gesammelten empirischen Fakten der jahrelangen und kulturübergreifenden Forschung hat die Seriosität und Nachvollziehbarkeit dieses Modells bewiesen und ihm einen anerkannten Platz in der Psychologie verschafft.

Theoretische Grundlage von Big Five: Der lexikalische Ansatz

Der lexikalische Ansatz bzw. die Sedimentationshypothese geht davon aus, dass sich alle wichtigen Persönlichkeitseigenschaften im niedergeschriebenen Wortschatz wiederfinden. Die persönlichkeitsbeschreibenden Ausdrücke sind meistens Adjektive oder umgangssprachliche Bezeichnungen. Je wichtiger bzw. dominanter eine Eigenschaft auftritt, desto vielfältiger ist der Wortschatz, mit dem diese beschrieben werden kann. Der lexikalische Ansatz fand schon Ende des 19. Jahrhunderts Anwendung und wurde seitdem immer wieder aufgegriffen und praktisch zu optimieren versucht. Ziel der aufwendigen und zahlreichen Studien war es, eine effiziente und treffende Beschreibung einer Persönlichkeit mithilfe weniger und einfach verständlicher sprachlicher Beschreibungen zu erfassen. Diese Bemühungen führten oftmals zu faktorenanalytischen Persönlichkeitsmodellen, wie dem Fünf-Faktoren-Modell.

Faktorenanalyse

Das Persönlichkeitsmodell der Big Five basiert auf der statistischen Methode der Faktorenanalyse. Dieses Verfahren wird angewendet, um die Studienergebnisse des lexikalischen Ansatzes auszuwerten. Allerdings besitzt die Faktorenanalyse in der Persönlichkeitspsychologie generell einen großen Einfluss. Während des Analyseverfahrens werden die statistischen Zusammenhänge zwischen der (Selbst-)Beschreibung von Personen mithilfe einer Reihe von Eigenschaftsworten – zum Beispiel einzelnen Adjektiven oder vorliegenden Aussagen – analysiert.

5 Faktoren des Big-Five-Modells

Die auffällige Übereinstimmung wurde noch dadurch gestärkt, dass die Faktoren von den Forschern auch ähnlich benannt wurden: Neurotizismus (Emotionale Stabilität bzw. Labilität), Extraversion (bzw. Geselligkeit und Optimismus), Offenheit für Erfahrungen (Wissensbegierde, aufgeschlossen gegenüber neuen Erfahrungen), Verträglichkeit (Kooperationsbereitschaft und Nachgiebigkeit), Gewissenhaftigkeit (Disziplin, Zuverlässigkeit und hohe Leistungsbereitschaft).

Bestimmung der Persönlichkeit anhand der Big Five

Die einzelnen Eigenschaften sind bei jeder Person unterschiedlich dominant oder zurückhaltend entwickelt. Die starke oder geringe Ausprägung der Persönlichkeitsmerkmale bedeutet im Fünf-Faktoren-Modell jedoch nicht, dass ein Typ Mensch besser oder schlechter ist. Das die Menschen nicht nach Leistungsstärken ein. Hier gibt es keinen Norm- oder Standardwert. Stattdessen soll die individuelle Persönlichkeit, sowohl die Stärken als auch die Schwächen, eines Menschen analysiert werden. Das FFM ist in seinem Ursprung ein rein beschreibendes Modell. Die Persönlichkeitsbestimmung mit den Big Five soll dem Einzelnen helfen, seinen eigenen Charakter zu verstehen und ihm auf diese Weise die Möglichkeit eröffnen, seine Lebensweise zu optimieren.

Einsatzgebiete des Big Five-Persönlichkeitstests

Da ein Persönlichkeitstest, der auf dem Fünf-Faktoren-Modell basiert, große Einblicke in das Verhalten und in den Charakter einer Person liefert, wird dieses Testverfahren auch im Rahmen der Jobfindung und Berufseignung eingesetzt. Sie können den Test im Eigenversuch durchführen, dafür stehen Ihnen online verschiedene kostenlose Big-Five-Persönlichkeitstests zur Verfügung. Durch die Beantwortung eines Fragebogens können Sie sich Klick für Klick der Ermittlung Ihrer eigenen Persönlichkeit annähern. Das Testergebnis liefert Ihnen Aufschlüsse über Ihr individuelles Verhalten in verschiedenen Lebenssituationen. Diese Informationen können Ihnen auch bei der Berufswahl behilflich sein. Das Berufsberater und Psychologen verwenden dieses Verfahren beispielsweise in Form eines Karriere- oder Eignungstests zur Personal- und Bewerbungsbeurteilung. Auf diese Weise können die Kandidaten hinsichtlich ihrer Leistungsstärken eingeordnet werden, um anschließend ein geeignetes Berufsfeld zu ermitteln.

Kritik am Big-Five-Modell

Das Fünf-Faktoren Modell zählt in Deutschland zwar mit zu den beliebtesten und am häufigsten angewendeten Persönlichkeitstests, dennoch erhoben sich kritische Stimmen. Es wurde beispielsweise kritisiert, dass es sich bei dem FFM um eine reine Selbsteinschätzung handle. Diese können, sofern das Modellkonzept durchschaut wurde, leicht manipuliert werden, sodass sich geschickte Teilnehmer anders präsentieren können, als sie eigentlich sind. Auch die Reduktion der Persönlichkeitseigenschaften auf nur fünf allgemeine Faktoren wurde von dem ein oder anderen Gegner kritisch angemerkt.

 

Persönlichkeitstests im Vergleich: Myers-Briggs vs. Big Five

Im Anschluss haben wir noch einmal alle wichtigen Informationen über die zwei typologischen Persönlichkeitstests Myers-Briggs und Big Five für Sie zusammengestellt.

Myer-Briggs und Big Five im Vergleich

 

Fazit

Der Myers-Briggs-Typenindikator und das Fünf-Faktoren-Modell sind beides anerkannte Persönlichkeitstests, die weltweit häufig zum Einsatz kommen. Mithilfe dieser Tests ist es möglich, den eigenen Charakter typologisch zu erfassen und die wesentlichen Merkmale der eigenen Person zu ermitteln. Die Diagnostik der verschiedenen Testverfahren kann hilfreich sein, um das eigene Leben besser zu organisieren. Und auch in der Karriere können diese Persönlichkeitstests hilfreiche Wegweiser sein. Indem sie die Stärken und Schwächen einer Persönlichkeit herauskristallisieren, ist es den Probanden möglich, Karrierefelder auszuwählen, die zu Ihren Charaktereigenschaften und Neigungen passen. Die Persönlichkeitstests können jedoch nicht nur im privaten Eigenversuch angewendet werden, sie kommen auch im Bereich Beratung, Training und Coaching zum Einsatz. Die Tests für die Ermittlung der Persönlichkeitsentwicklung sind sehr hilfreich, um die eigenen Kompetenzen und Potenziale zu ermitteln. Zudem können die Erkenntnisse über den eigenen Charaktertyp gezielt dafür eingesetzt werden, um die eigene Lebensführung zu verbessern, eine passende Berufswahl zu treffen und erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt durchzustarten.

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